Rezensionen  

Diagnose Politikmüdigkeit
Die Psychologie des nicht-vermissten Gottes 
Wichern-Verlag | Berlin 2003

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3sat:
Buchtipp zum Thema Religion
"Diagnose Politikmüdigkeit"

Das Buch "Diagnose Politikmüdigkeit. Die Psychologie des nicht vermissten Gottes" behandelt das seelische Belastungsbild der "Generation Golf" und bietet eine Zeitdiagnose unserer nachmodernen Gesellschaft.
 


Münstersche Zeitung:
Zukunft dringend gesucht (30.10 2003)

Buch: Thomas Polednitscheks Analyse
Müde, ausgebrannt, geknickt? Dann hilft die Lektüre dieses Buches. Der katholische Theologe und Psychotherapeut Thomas Polednitschek aus Münster behandelt in seinem Band “Diagnose Politikmüdigkeit” intelligent ein schweres Thema: Warum sind so viele junge Menschen der “Generation Golf” ständig melancholisch oder verängstigt? Denn genau diese Beobachtung hat der Therapeut seit den 90er Jahren immer häufiger gemacht. Seine Erklärung: Der Trend zur Selbstverwirklichung, zu ausschließlichen Konzentration auf eigene Wünsche und Befindlichkeiten hat die Menschen übers Ziel hinausschießen lassen. Übergeordnete Projekte und moralische Instanzen sind dabei aus dem Blick geraten: Gott ist vergessen und verspricht keine Gerechtigkeit, keinen Schutz und kein liebevolles Angenommensein mehr. Ebenso gibt es kaum noch gesellschaftliche Ziele, für die sich größere Gruppen stark machen – rebellierende Studenten, Frauenbewegung, alles scheinbar Schnee von gestern. Nicht mal die Wahlurnen lockt noch, könnte man im Blick auf Brandenburg hinzufügen.
Geblieben, so Polednitschek, ist die Jagd nach einem Idealbild privaten Glücks, nach der Selbstrechtfertigung durch eigene “Werke” – Erfolg im Beruf, in der Beziehung, in allen Lebenslagen. Scheitern gilt als Katastrophe. Dieser Stress ist aber besonders in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise eine Überforderung, die viele Menschen aufreibt.
Als Gegenmittel schlägt der Autor eine Psychotherapie vor, die Selbstachtung und Würde der Klienten stärkt, Demütigungen heilt, Zukunftspläne entwirft und die Fähigkeit zum sozialen Miteinander ausbaut. Und er macht Lust auf eine neue Auseinandersetzung mit Religion – nicht durch ein frommes “Nun glaubt mal wieder”, sondern durch den Verweis auf fesselnde Äußerungen lebenskluger Theologen von Thomas von Aquin bis Johann Baptist Metz, zu dessen 75. Geburtstag dieses Buch eine schöne Hommage liefert.
....ein Buch, das gleichzeitig beruhigt und anstachelt. (Manuel Jennen)
 


Der Evangelische Buchberater:
Wie Subjekt – und Politikmüdigkeit in unserer Zeit mit Religionslosigkeit einhergehen (2004/1)

Das Buch besteht aus Briefen, die der Psychotherapeut Thomas vorwiegend aus Münster im Laufe von neun Monaten an den befreundeten Matthias schreibt und sich auf dessen (nur auszugsweise wiedergegebene )Antworten bezieht. Gegliedert sind die Überlegungen in Teilabschnitte, die zugleich Inhalte der Brief wiedergeben: Melancholie und Politik, also dem Titel entsprechende Untersuchungen zur Politikmüdigkeit, zur Entpolitisierung besonders jüngerer Menschen der “Generation Golf” (Illies-Zitate ...stehen auch jeweils als Motto den Kapiteln voran); zur verlorengegangenen “Tugend der Selbstverständlichkeit”, weil die Antwort auf Johann Metz‘ Frage “Wohin ist Gott, wohin denn der Mensch?” im 21. Jahrhundert nicht mehr “Gottesvergiftung” lautet, sondern “melancholische Gottesmüdigkeit”, die “Psychologie des nicht-vermissten Gottes”. Neben erhellenden Zitaten von Thomas von Aquino bis zu Dorothee Sölle stehen “Fall”- Beispiele der Praxis des Autors.Da der Verfasser das Christentum nicht als “therapeutische Religion” (wie Drewermann) sieht, sondern (mit Bonhoeffer) als “politische Religion” wird der Leserkreis damit bestimmt und es ist zu empfehlen. (Klaus Stiebert)
 


Westfälische Nachrichten
Neue Bücher: Müde Menschen (April 2004)

Thomas Polednitschek: Diagnose Politikmüdigkeit. Die Psychologie des nicht-vermissten Gottes. Wichernverlag, Berlin, 96 Seiten, 7 Euro.

Der Alltag wird zunehmend hektisch, die Welt immer komplizierter, die Politik undurchschaubar. Menschen reagieren auf immer stärkere Reize mit zunehmender Müdigkeit und Rückzug ins melancholische Grübeln. "Subjektmüdigkeit" nennt das der münstersche Theologe , Philosoph und Psychotherapeut Thomas Polednitschek. In seiner Beratungspraxis hat er es mit ausgebrannten Menschen zu tun, die kaum noch die Kraft entwickeln, ein eigenes Ich aufzubauen und ihren Alltag zu bewältigen. Fast immer, und da wird die Angelgenheit theologisch, kommt eine Gottesmüdigkeit hinzu. Viele Menschen glauben an nichts mehr, hoffen auf nichts. Und manche merken noch nicht einmal im Alltagsgetriebe, dass sie nicht nur Gott vergessen, sondern dass sie sogar vergessen haben, dass sie ihn vergessen. In Form von dialogisch aufgebauten Briefen berichtet Polednitschek von den Menschen, die ihm begegnen. Die Briefe sind sozusagen auch ein psychotherapeutisches Spiegelbild der "Generation Golf", die meinte, alles zu haben und zu besitzen und doch seelisch unsäglich arm ist. (Johannes Loy)

 

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